Wurzelkanalbehandlung oder Implantat? Das sind die Unterschiede

Autor: Kathleen Fürstenberg & Dr. Felix Fürstenberg, DentNet Zahnärzte in Altrip

Sowohl eine Wurzelkanalbehandlung als auch ein Implantat sind zwei zahnmedizinisch anspruchsvolle Behandlungen. Sollte der vorhandene Zahn um jeden Preis gerettet werden oder ist es sinnvoll, auf ein Implantat zu setzen? Lesen Sie hier alles zum Thema Wurzelkanalbehandlung und Implantate.

Welche Behandlungsmethode liefert die langlebigeren Ergebnisse? Wurzelkanalbehandlung oder Implantat?

Eine Wurzelkanalbehandlung und eine Zahnimplantation haben theoretisch die gleiche Lebensdauer im Mund. Das bedeutet im Idealfall, dass beide 15 bis 20 Jahre, wenn nicht länger, halten. Fällt ein Zahn aus, der eine Wurzelkanalbehandlung erfahren hat, besteht immer noch die Möglichkeit, ein Implantat einzusetzen. Wenn jedoch dieses Implantat ausfällt, hat jedes neu platzierte Implantat eine deutlich geringere Erfolgsrate. Die Lebenszeit dieser Implantate ist nun einmal begrenzt. Grundsätzlich verschafft Ihnen eine Wurzelbehandlung also mehr Zeit und kann die Notwendigkeit, ein Implantat einzusetzen, lange und wirksam hinauszögern. Der betroffene Zahn kann länger erhalten, behandelt und gepflegt werden.

Wurzelkanalbehandlung oder Implantat? Welche Behandlung hat höhere Erfolgschancen?

Laut Statistik sind beide Behandlungsmethoden von der Erfolgsquote grundsätzlich gleich zu bewerten. Allerdings ist das eben nur ein statistischer Wert. Wenn allerdings alle vorliegenden Studien kritisch analysiert werden, kann man ein Muster erkennen. Bei der Wurzelkanalbehandlung wird eindeutig zwischen Erfolg (keine langanhaltenden Beschwerden) und Misserfolg (Anzeichen von Beschwerden) unterschieden. Im Gegensatz zur Wurzelkanalbehandlung ist die statische Analyse bei Zahnimplantaten nicht ganz so einfach. Denn bei Zahnimplantaten wird „Erfolg“ (Retention des Implantats ohne Beschwerden) recht häufig mit „Retention“ verwechselt: Das Implantat kann sich nämlich trotz auftretender Beschwerden immer noch im Mund befinden, was nicht zum Erfolg führt. Dieser feine aber entscheidende Unterschied wird gerne benutzt, um Implantate vermeintlich attraktiver zu machen. Ihre eigenen Internet-Recherchen können deshalb durchaus irreführend sein.

Der Erfolg eines Implantats hängt grundsätzlich von zahlreichen Faktoren ab. Entscheidend ist zum Beispiel, wo das Implantat eingesetzt wird. Die Knochenqualität spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Und auch der allgemeine Zustand des Immunsystems und des Zahnfleisches, die fortwährende Einnahme von Medikamenten und deren Wirkungsfeld sind wichtige Faktoren, die bei der Entscheidung für ein Implantat berücksichtigt werden müssen. Nicht zu verachten ist auch die Tatsache, ob der Patient raucht oder nicht. Die Wurzelkanalbehandlung ist hier deutlich unproblematischer, und es gibt nur wenige Faktoren, die gegen eine Wurzelkanalbehandlung sprechen. Das Alter für Implantate ist ebenfalls kritisch zu betrachten. Der menschliche Körper kann bis zum Alter von 25 Jahren weiter wachsen – und tut das nicht selten darüber hinaus. Ein Implantat, das in einem noch wachsenden Individuum platziert wird, kann im späteren Leben ein beeinträchtigtes kosmetisches Erscheinungsbild hervorrufen, wenn es zu einem weiteren Kieferwachstum kommt. Dadurch kann es schwieriger sein, ein Zahnimplantat wie einen echten Zahn „natürlich“ aussehen zu lassen. Abgesehen vom rein kosmetischen Aspekt kann ein zu früh eingesetztes Implantat zu schmerzhaften Beschwerden führen, die einen weiteren Eingriff durch Ihren Zahnarzt notwendig machen.

Zahnimplantate sind zeitgemäßer als eine Wurzelkanalbehandlung - aber auch besser?

Moderne Menschen wünschen sich eine moderne Medizin und das gilt natürlich und in besonderem Maße auch für die Zahnmedizin. Wo immer eine neue, moderne Behandlungsmethode weniger Unannehmlichkeiten verspricht, ist sie willkommen. Die Wurzelbehandlung wird seit dem 18. Jahrhundert praktiziert und ist als bewährte Behandlungsmethode allseits anerkannt. Dabei handelt es sich um eine der am gründlichsten erforschten Behandlungen in der Zahnheilkunde und dazu gehört natürlich auch die Wurzelkanalbehandlung. Die Implantat-Technologie gibt es erst seit dem späten zwanzigsten Jahrhundert. Diese Technologie steckt also im Vergleich zur Wurzelkanalbehandlung, also gewissermaßen noch in den Kinderschuhen und wird deshalb ständig weiterentwickelt. 

Sind die Kosten für ein Implantat dieselben wie bei der Wurzelkanalbehandlung?

Nein. Die Kosten für die Wurzelkanalbehandlung sind oftmals nur halb so hoch wie bei einer Zahnextraktion in Kombination mit einem Implantat. Sie können jedoch annähernd gleich hoch sein, wenn ein hinterer Zahn behandelt wird, da diese Zähne zum Schutz der Struktur zusätzlich Kronen benötigen.

Die Wurzelkanalbehandlung ist fehlgeschlagen. Habe ich die richtige Entscheidung getroffen?

Das hängt entscheidend vom Wissen und Können des behandelnden Zahnarztes ab. Wichtiger ist allerdings der Zustand des Zahnes und die Art des Zahnes sowie seine Position im Kiefer – Ort, die Größe der Füllung und das Ausmaß der Infektion spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle für den Erfolg einer Wurzelkanalbehandlung. Nur weil ein Zahn ausgefallen ist, heißt das nicht, dass alle Wurzelkanalbehandlungen fehlschlagen. Wichtig ist, dass Sie Ihren Zahnarzt aufsuchen, sobald Beschwerden auftreten – je früher, desto besser.

Fazit:

Die Wurzelkanalbehandlung und die Zahnimplantation sind zwei medizinisch sehr anspruchsvolle Behandlungen, die nicht immer das zufriedenstellende Ergebnis liefern. Der Erfolg die unterschiedlichen Behandlungsmethoden hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Insgesamt ist das Argument, dass nach fehlgeschlagener Wurzelkanalbehandlung jedoch das Setzen eines Implantates noch möglich ist, nicht wegzudiskutieren. Ein missglückter Versuch, ein Implantat zu setzen, lässt in den meisten Fällen die Erfolgsquote auf eine Wiederholung stark sinken. Deshalb gilt auch hier: Den vorhandenen Zahn so lange wie es nur geht zu behandeln und zu versuchen, diesen zu retten.