Leiden Sie unter Entzündungen an den Zungenpapillen? Erfahren Sie hier, welche Ursachen entzündete Zungenpapillen haben können und wie die Entzündungen behandelt werden. Unsere Zunge ist ein sehr sensibles Organ mit einer großen Anzahl an Nervenzellen. Dieses empfindliche Organ lässt uns mithilfe der Zungenpapillen Nahrungsmittel schmecken und ermöglicht uns das Sprechen. Kommt es zu Verletzungen oder zu Veränderungen an der Oberfläche, bemerken wir das relativ schnell und versuchen dem entgegenzuwirken. Zungenbrennen ist äußerst unangenehm und lässt spontan Schlimmeres vermuten. Aber muss der schmerzhafte Zustand die Alarmglocken läuten lassen und auf eine Krankheit hinweisen?
Was sind Zungenpapillen?
Die Zungenpapillen übermitteln Geschmacks- und Temperaturreize an unser Gehirn. Außerdem reagieren Sie auch auf mechanische Reize. Denn unsere Zunge ist ein wichtiges Organ in unserer Mundhöhle.
Es gibt vier verschiedene Arten von Papillen:
- Wallpapillen sind v-förmig angeordnete Papillen vom Zungenrücken (Zungenoberfläche) bis zum Zungengrund in der Nähe des Rachens. Sie heißen Wallpapillen, weil sie von einem Wallgraben mit vielen Drüsen umgeben sind. Wir besitzen etwa ein Dutzend Wallpapillen, die mehrere hundert Geschmacksknospen enthalten können.
- Blattförmige Papillen befinden sich auf beiden Seiten seitlich am hinteren Drittel der Zunge. Sie haben die Form von dicht hintereinander liegenden Falten, jede Papille enthält rund 50 Geschmacksknospen.
- Pilzförmige Papillen liegen an der Zungenspitze und an den Seitenrändern der vorderen zwei Drittel des Zungenrückens (Oberseite). Sie geben unserer Zunge die raue Textur und sind im Normalfall nicht sichtbar, weil sie die gleiche Farbe wie der Rest der Zunge haben. Pilzförmige Papillen haben etwa drei bis fünf Geschmacksknospen.
- Fadenförmige Papillen verleihen dem Zungenrücken sein samtartiges Aussehen. Fadenförmige Papillen sprechen hauptsächlich auf mechanische Reize an. Diese mechanischen Papillen haben eine direkte Verbindung zur inneren Zungenmuskulatur.
Die ersten drei Papillenarten sind Geschmackspapillen, die in der Lage sind, die elementaren Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig und bitter an unterschiedlichen Stellen der Zunge zu identifizieren. Sie reagieren äußerst sensitiv auf Temperaturen. Beim Menschen befinden sich in jeder Geschmacksknospe rund 40 bis 60 Sinneszellen des Geschmackssinnes. Fadenförmige Zungenpapillen sind hauptsächlich für das Tastempfinden zuständig und leiten haptische Reize an unser Gehirn weiter.
Warum vergrößern sich die Zungenpapillen?
Häufig erscheinen die Vergrößerungen der Papillen und die damit einhergehende Entzündung, ohne dass eine spezielle Ursache erkennbar ist. Durch die Entzündung besteht der andauernde Drang, die Vergrößerung an den Zähnen abzustreifen, was das Problem allerdings nur verschlimmert. Die Gründe für die Entzündung sind üblicherweise nicht schwerwiegend. Der Zustand tritt auf, wenn die Papillen vorübergehend entzündet sind oder gereizt werden. Dies kann zum Beispiel passieren, wenn Sie sich beim Kauen versehentlich auf die Zunge beißen, wenn ein Virus Ihren Körper befällt oder wenn sich die Papillenzellen normal ablösen. Sollte das Problem über einen längeren Zeitraum bestehen, sich ausbreiten, wachsen und Sie beim Essen behindern, sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen. Andere Erkrankungen, die zu einer papillären Entzündung beitragen können, sind bakterielle oder Pilzinfektionen, Mundgeschwüre, allergische Reaktionen, Syphilis, oraler Herpes simplex, Krebs oder Autoimmunerkrankungen.
Welche Veränderungen gibt es auf der Zungenoberfläche?
- Lügenhöcker(bläschen): Kleine weiße oder rote Bläschen lassen die Zunge anschwellen und verursachen ein unangenehmes Gefühl. Normalerweise verschwinden diese Bläschen so schnell wieder, wie sie gekommen sind und bedeuten nichts Ernstes. Ausgelöst wird die Reizung vermutlich durch Stress, schlechte Ernährung, Rauchen, allergische Reaktionen, bestimmte Lebensmittel oder Hormone. Dieser Zustand wird medizinisch "transiente linguale Papillitis" benannt, bedarf keiner Behandlung, kann aber jederzeit wieder auftreten. Die transiente linguale Papillitis wurde auch bei zahlreichen Patienten mit einer COVID-19 Infektion diagnostiziert.
- Eruptive linguale Papillitis ist verwandt mit den Lügenbläschen, tritt am häufigsten bei Kindern auf und ist wahrscheinlich ansteckend. Ursache kann eine Virusinfektion sein. Fieber und geschwollene Drüsen können Begleiterscheinungen sein. Die Symptome sollten nach zwei Wochen verschwunden sein. Salzwasserspülungen und kühlende, weiche Lebensmittel tragen zur Linderung bei.
- Aphten können überall im Mund auftreten – auch auf der Zunge. Die Ursache für diese schmerzhaften, roten Stellen ist unbekannt. Aphten (Aphthen) sind nicht ansteckend und verschwinden oftmals nach zehn Tagen ohne Behandlung. Rezeptfreie Schmerzmittel können Linderung verschaffen. Bei anhaltendem Fieber oder starken Schmerzen beim Essen und Trinken suchen Sie bitte Ihren Arzt auf.
- Mundsoor (Pilzerkrankung) kann vergrößerte Zungenpapillen auslösen und wird durch eine Ansammlung des Pilzes Candida albicans verursacht. Mundsoor zeigt sich mit weißen Flecken auf der Zunge oder den inneren Wangen und kann Schluckbeschwerden und andere Beschwerden verursachen. Mundsoor wird üblicherweise mit oralen Antimykotika behandelt, die von einem Arzt verschrieben werden.
- Syphilis ist eine ansteckende Infektionskrankheit, die durch sexuelle Kontakte übertragen wird. Auf kleine schmerzlose Wunden folgt Ausschlag. Weitere kleine Wunden folgen und können auch im Mund und auf der Zunge auftreten. Bei Früherkennung ist Syphilis gut mit Antibiotika zu behandeln, im fortgeschrittenen Zustand kommt es zu ernsthaften Komplikationen und kann sogar zum Tod führen.
- Scharlach ist bekannt durch seine "Himbeerzunge": Die Zunge ist rau, körnig und gerötet und kann zusätzlich noch anschwellen. Scharlach ist eine bakterielle Infektion, die auch Hautausschlag und Fieber mit sich bringen kann. Die Krankheit verläuft normalerweise mild, ist aber hoch ansteckend und wird mit einem Antibiotikum behandelt. Seltene Komplikationen sind Lungenentzündung, rheumatisches Fieber und Nierenerkrankungen. Scharlach sollte ernst genommen werden. Es gibt verschiedene Scharlach-Stämme, sodass sich ein Betroffener mehrmals anstecken kann.
- Glossitis (migratorische Glossitis, auch Landkartenzunge genannt) lässt die Entzündung der Zunge eher glatt als rau erscheinen. Bei dieser Erkrankung schuppen die Papillae filiformis vermehrt ab und hinterlassen unterschiedlich gefärbte Areale, die einer Landkarte ähneln. Die Glossitis kann durch eine allergische Reaktion, Rauchen und andere Reizstoffe oder eine Infektion entstehen. Suchen Sie Ihren Arzt auf, wenn die Erkrankung andauert oder häufig wiederkehrt.
- Leukoplakie, die durch weiße Flecken gekennzeichnet ist, kann auf dem Zahnfleisch, den Wangen oder der Zunge auftreten. Die Veränderung wird oft mit dem Konsum von Tabakprodukten in Verbindung gebracht. Diese Läsionen sind typischerweise nicht krebsartig, stellen jedoch einen Risikofaktor für Mundkrebs dar. Leukoplakie ist normalerweise schmerzlos und heilt von selbst aus. Wenden Sie sich an Ihren Zahnarzt, wenn diese Läsionen nicht heilen oder einen roten Rand entwickeln.
Veränderungen auf der Zunge können auch auf Mundkrebs hinweisen. Krebsartige Veränderungen treten dabei meist an den Rändern der Zunge auf. Die häufigste Krebsart ist dabei das Plattenepithelkarzinom.
Ist bei vergrößerten Papillen eine Behandlung notwendig?
Die Notwendigkeit einer Behandlung hängt stark von der Dauer der Beschwerden und von den Schmerzen ab. Bei oralen Läsionen (Verletzungen), die länger als sieben bis zehn Tage bestehen, sollten Sie diese von einem Zahnarzt kontrollieren lassen. Die Beurteilung von Größe, Farbe und Position der Läsion hilft Ihrem Zahnarzt bei seiner Einschätzung. Wenn Läsionen bluten, zunehmend schmerzhaft werden, an Größe zunehmen oder sich ausbreiten, sollten Sie sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Eine gründliche und regelmäßige Mundhygieneroutine zu Hause ist der beste Weg zu langanhaltender Mundgesundheit. Putzen Sie zweimal täglich Ihre Zähne und vergessen Sie dabei nicht, Ihre Zunge zu putzen. Verwenden Sie dazu am herkömmliche eine Zahnbürste oder noch besser einen speziellen Zungenreiniger. Die Heilung entzündeter oder vergrößerter Papillen braucht Zeit. Es hilft sie mit warmem Salzwasser zu spülen und viel Wasser zu trinken.
Wie können Sie vergrößerten Zungenpapillen vorbeugen?
Verletzungen der Zunge lassen sich verhindern, indem beim Sport ein Mundschutz getragen wird. Essen Sie langsam und achten Sie dabei auf Ihre Zunge. Wenn Sie risikoreiche Verhaltensweisen wie z.B. das Rauchen von Zigaretten vermeiden und Stress reduzieren, verringern Sie ebenfalls die Wahrscheinlichkeit, dass sich Ihre Zungenpapillen entzünden. Eine gute, ausgewogene Ernährung und eine sorgfältige häusliche Mundhygiene gelten als gute Prophylaxe und senken das Krankheitsrisiko zusätzlich.
Die Entzündung der Zungenpapillen kann eine äußerst unangenehme Sache sein. Wenn der Zustand länger anhält und die Schmerzen unerträglich werden, sollte Sie umgehend Ihren Zahnarzt aufsuchen. In der Regel dauern die Beschwerden nicht länger als sieben Tage an. Der Verzicht auf Zigaretten und Alkohol, eine ausgewogene Ernährung und eine gute Mundhygiene können einer Entzündung der Papillen wirksam vorbeugen.
Hinweis: Dieser zahnmedizinische Artikel soll das Verständnis und Wissen über allgemeine Mundgesundheitsthemen fördern. Er ist kein Ersatz für professionelle Beratung, Diagnose oder Behandlung. Lassen Sie sich bei Fragen zu einer Erkrankung oder Behandlung immer von Ihrem Zahnarzt oder einem anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleister beraten.
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