Wie schützen Sie Ihren Zahnschmelz?
Die äußere Schutzhülle, die die Krone unserer Zähne überzieht, sorgt nicht nur für die typische weiße Zahnfarbe. Der Zahnschmelz schützt das Innere des Zahns – das stabilisierende Dentin – vor Abnutzung und vor den Auswirkungen von Säure und Bakterien. Er ist zwar das härteste Gewebe, das der menschliche Körper zu bieten hat, allerdings nicht unzerstörbar. Erfahren Sie hier, wie unser Zahnschmelz aufgebaut ist, was ihn schädigt und wie Sie ihn schützen können.
Inhalt
Woraus besteht der Zahnschmelz?
Die natürliche Schutzhülle auf den Zähnen ist zu 95 % anorganisch und setzt sich aus Verbindungen verschiedenster Mineralien wie Calcium, Phosphor, Magnesium und Natrium zusammen. Hauptsächlich besteht der Schmelz jedoch aus kristallinem Hydroxylapatit, einem säurelöslichen Phosphat. Dieses kristalline Material macht den Zahnschmelz anfällig für die säurehaltigen Stoffwechselprodukte von Kariesbakterien. Die Zahnhartsubstanz kann vom Körper nicht neu gebildet werden, wenn sie einmal zerstört ist. Bei den Milchzähnen von Kindern ist der Zahnschmelz weicher als bei den bleibenden Zähnen, daher sind Milchzähne besonders von Karies bedroht. Diese Karies kann sich auch auf die bleibenden Zähne übertragen und damit zu einem langwierigen Problem werden.
Wie ist ein Zahn aufgebaut?
Im Bereich der Zahnkrone – dem Teil des Zahns, der im unserem Mund sichtbar ist – bedeckt der Zahnschmelz als äußere Schicht das darunterliegende gelbliche Dentin (Zahnbein). Der Zahnschmelz selbst ist nicht durchblutet, besitzt keine Nervenzellen und kann deshalb auftretenden Schmerz nicht weiterleiten. Unter dem Zahnbein befindet sich die Pulpa. Sie ist von Blutgefäßen und Nervenzellen durchzogen. Im Zahnbein finden sich tausende kleinster Kanäle, die bis ins Innere des Zahns reichen. Diese Kanäle können (Schmerz)Reize an den Zahnnerv weiterleiten. Tückischerweise verursacht eine Karies erst dann Schmerzen, wenn sie durch den Zahnschmelz bis zum Dentin vorgedrungen ist – also erst, wenn es zu spät ist und der Zahn geschädigt ist.
Wodurch wird der Zahnschmelz angegriffen oder zerstört?
Trotz seiner beeindruckenden Härte hat der Zahnschmelz auch seine Schwächen. Zucker in Lebensmitteln und Getränken bildet die Nahrung für karieserzeugende Bakterien. Sie produzieren Säure bei der Verstoffwechselung des Zuckers, die den Zahnschmelz aufweicht und die Mineralstoffe herauslöst. In der härtesten Substanz des Körpers entstehen Löcher, und Karies zerfrisst allmählich den Zahn. Auch säurehaltige Speisen greifen den Zahnschmelz an. Deshalb empfehlen Zahnärzte, nicht sofort nach einer Mahlzeit die Zähne zu putzen, weil der Zahnschmelz gerade dann besonders anfällig ist.
Sehr harte Nahrungsmittel wie Nüsse, Bonbons oder Eiswürfel können Risse oder Brüche im Zahnschmelz oder Absplitterungen verursachen - vor allem, wenn das ständig und wiederholt geschieht. Gönnen Sie Ihren Zähne nach einem kleinen Nuss-Snack die nötige Pause. Auch das gewohnheitsmäßige Kauen auf Kugelschreibern oder anderen harten Gegenständen können den Schmelz beschädigen. Zähneknirscher reiben den Zahnschmelz bei ihren unbewussten Aktivitäten auf Dauer einfach ab. Metallene Zungen- oder Lippenbändchenpiercings können die Oberfläche der Zähne ebenfalls zerstören. Manchmal ist es auch einfach eine Zahnbürste mit zu harten Borsten und aggressives Zähneputzen, das den Schmelz abreibt. Wir haben hier ein paar Tipps für Sie, wie Sie schmelzschonend Zähneputzen: richtig Zähneputzen.
Die Ursache für Zahnschmelzerosion kann auch in bestimmten Erkrankungen liegen. Geringer Speichelfluss wirkt sich schlecht auf die Zähne aus, da unser Speichel alle mineralischen Bestandteile enthält, die zur Remineralisierung und Härtung des Zahnschmelzes beitragen und Säuren neutralisieren. Wenn Sie unter Mundtrockenheit leiden, sollten Sie viel trinken und mit zuckerfreien Kaugummis den Speichelfluss fördern. Menschen, die unter Bulimie leiden, gefährden ihre Zähne durch häufiges Erbrechen: Ätzende Magensäure gelangt in die Mundhöhle und weicht die Zahnoberfläche auf.
Kann man beschädigten Zahnschmelz wieder reparieren?
Die Wissenschaft forscht eifrig nach einem Mittel, dass das Bohren und Füllen kariöser Zähne in Zukunft überflüssig macht. Verschiedene Zahnpflegeprodukte locken mit dem Versprechen, beschädigten Zahnschmelz reparieren zu können. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei der Hauptsubstanz im Schmelz, dem Hydroxylapatit, gewidmet. Künstlich hergestelltes Hydroxylapatitmineral soll in Mundspüllösungen oder beim Zähneputzen den Schmelz wieder aufbauen und wird häufig in Zahnpasten und Mundspülungen für empfindliche Zähne eingesetzt. Die Wirksamkeit gegen Karies oder Zahnschmelzerosion ist bisher wissenschaftlich noch nicht ausreichend belegt, da es an aussagekräftigen Studien nach strengen Standards mangelt. Auch zu möglichen langfristigen Nebenwirkungen der Hydroxylapatit-Nanopartikel gibt es noch keine Erkenntnisse. Den Glauben an die Wirksamkeit lassen jedoch sich viele Hersteller teuer bezahlen. Nach heutigen Erkenntnissen lässt sich der Zahnschmelz künstlich nicht vollständig wieder aufbauen.
Fluorid dagegen wird schon lange in Zahnpflegemitteln verwendet und spielt eine wichtige Rolle dabei, das Kariesrisiko zu senken. Fluoride lagern sich in der Zahnoberfläche ein, helfen nachweislich bei der Remineralisierung der Zahnoberfläche und stören außerdem den Stoffwechsel der schädlichen Bakterien. Der deutliche Rückgang von Karies bei Kindern und Jugendlichen ist der zunehmenden Verwendung von fluoridhaltiger Zahnpasta zu verdanken. Nachdem man festgestellt hatte, dass Regionen mit höherem Fluoridgehalt im Trinkwasser eine deutlich niedrigere Kariesrate aufwiesen, wird in einigen Ländern der Welt – zum Beispiel Australien, Brasilien, Chile, in Teilen von Irland und Großbritannien – das Trinkwasser künstlich fluoridiert. Deutschland ist zwar Fluorid-Mangelgebiet, doch sollte das deutsche Trinkwasser frei von Zusatzstoffen bleiben.
Vergiftungen sind aufgrund der geringen Konzentration in einer Zahnpasta praktisch ausgeschlossen, selbst wenn über die Ernährung mit viel Fisch und Mineralwasser zusätzlich Fluorid aufgenommen wird. Oekotest.de gibt an, dass ein 70 Kilogramm schwerer Erwachsener mindestens zwei bis drei Tuben Zahnpasta auf einmal zu sich nehmen müsste, um erste Vergiftungsanzeichen wie Übelkeit oder Erbrechen zu zeigen. Eine dauerhaft erhöhte Zufuhr von Fluorid kann bei Kindern allerdings zu weißen Flecken auf den Zähnen führen (Fluorose) und diese auf Dauer anfälliger machen. Daher sollten Kindern zwischen vier und acht Jahren nicht mehr als 2,5 mg Fluorid aufnehmen.
Vorbeugung ist also wie immer besser, als die Folgen zu behandeln. Fluorid beugt Kariesbefall nachweisbar vor und ist in Zahnpasta, Mundspülungen, Gelen oder Lacken für die Zahnpflege enthalten, aber auch in Speisesalz, Mineralwasser und Tabletten.
Wie können Sie Ihren Zahnschmelz schützen?
Kurz gesagt: Die richtige Ernährung, gewissenhafte Zahnpflege und regelmäßige Kontrollbesuche beim Zahnarzt sorgen dafür, dass die Zähne gesund bleiben. Der Zahnarzt stellt sofort fest, wenn Karies die Zahnhartsubstanz bedroht, und kann frühzeitig Maßnahmen einleiten, bevor es zu schlimmeren Folgen kommt. Mehr über den Zusammenhang von ausgewogener Ernährung und gesunden Zähnen lesen Sie hier: Zähne, Zahngesundheit und unsere Ernährung.
Fazit:
Harte Schale, schmerzempfindlicher Kern: Pflegen Sie Ihre Zähne gut und lassen Sie am besten gar nicht erst zu, dass der natürliche Zahnschmelz Schaden leidet. Ist er einmal weg, kommt er nicht wieder. Eine mineralstoffreiche Ernährung mit wenig Zucker und fluoridhaltige Zahnpasta stärken den Schmelz und machen ihn widerstandsfähig gegen Angriffe.
Hinweis: Dieser zahnmedizinische Artikel soll das Verständnis und Wissen über allgemeine Mundgesundheitsthemen fördern. Er ist kein Ersatz für professionelle Beratung, Diagnose oder Behandlung. Lassen Sie sich bei Fragen zu einer Erkrankung oder Behandlung immer von Ihrem Zahnarzt oder einem anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleister beraten.
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