Offener Biss – Ursachen und Behandlung der Zahnfehlstellung

Der offene Biss ist eine häufige Fehlstellung der Zähne, die sich bei Kindern zum Zeitpunkt des Zahnwechsels entwickeln kann. Trifft ein Teil der Zähne im Ober- und Unterkiefer bei geschlossenen Zahnreihen nicht aufeinander, führt das zu erheblichen Problemen beim Kauen, Sprechen und bei der Nahrungsaufnahme, vom unschönen Anblick ganz abgesehen. Welche Folgen kann ein offener Biss haben, und welche Behandlung gibt es?

Was ist ein offener Biss?

Wenn die Backenzähne beider Kiefer zusammengebissen werden und zwischen den oberen und unteren Frontzähnen eine sichtbare Lücke bleibt, handelt es sich um einen frontal offenen Biss. Diese Fehlstellung wird in den meisten Fällen durch ungünstige Angewohnheiten während des Kieferwachstums erworben (habituell offener Biss). Dazu gehören Daumenlutschen, ständiges Pressen mit der Zunge oder der langfristige Gebrauch eines Schnullers. 

Kleine Kinder haben ein bestimmtes Schluckmuster (viszerales Schluckmuster), bei dem die Zunge nach vorne an die Schneidezähne gedrückt wird. Bis zum Alter von etwa vier Jahren stellt sich dieses Muster normalerweise von allein um, und der Zungenrücken drückt dann nach oben an den Gaumen. Geschieht diese Umstellung nicht, kann durch die falsche Zungenlage die Zahnstellung beeinflusst werden und ein offener Biss auftreten.  

Seltener ist der erblich bedingte skelettal offene Biss, der durch eine Entwicklungsstörung des Kiefers entsteht. Dann liegen Ober- und Unterkiefer in einer ungünstigen Lage zueinander. Auch im Seitenzahnbereich kann es zu einem offenen Biss kommen, dann ist das Kauen stark eingeschränkt. Der Fehlbiss tritt meistens auf, wenn die Milchzähne von den bleibenden Zähnen abgelöst werden.

Welche Folgen kann die Fehlstellung haben?

Je nach Ausprägung und Art des offenen Bisses entstehen neben der ästhetischen Beeinträchtigung unterschiedliche Probleme. Ein frontal offener Biss macht es Betroffenen schwierig, Nahrungsmittel abzubeißen. Die Zunge ist in ihrer natürlichen Bewegung gestört und wird unbewusst in die Öffnung zwischen den unteren und oberen Schneidezähnen geschoben. Dadurch kommt es zu Sprachfehlern wie Lispeln, auch das Schlucken kann erschwert sein.

Da die Zunge bei geschlossenem Mund nicht am Gaumen anliegt, fehlt ein wichtiger Wachstumsimpuls für den Oberkiefer, der sich nicht richtig ausformt. Für die kommenden bleibenden Zähne des Kindes wird es dann sehr eng im Oberkiefer. Bei einem ausgeprägten offenen Biss kann es sogar sein, dass die Lippen sich nicht vollständig schließen lassen, so wie auch die obere und die untere Zahnreihe offen bleiben. Das verführt zur Mundatmung, da sie aufgrund des schlechter ausgebildeten Oberkiefers leichter fällt als die Nasenatmung in den beengten Verhältnissen. Das hat Folgen: Die Mundschleimhaut trocknet aus, wenig Speichel fließt, das begünstigt Karies und Entzündungen von Hals, Rachen und Mandeln.

Bei einem seitlich offenen Biss (einseitig oder beidseitig) ist die Kaufunktion deutlich eingeschränkt, da die hinteren Zähne nicht aufeinandertreffen können. Die Kiefergelenke werden fehlbelastet und die vorderen Zähne stark abgenutzt. 

Wie erfolgt die Behandlung eines offenen Bisses?

Mit der frühzeitigen kieferorthopädischen Behandlung eines offenen Bisses können schwere Spätfolgen vermieden werden. Bei Kindern befindet sich der Kiefer dann noch im Wachstum, die Zahnfehlstellung lässt sich mit kieferorthopädischen Apparaturen wie losen oder festen Zahnspangen gut beeinflussen. Die Behandlung von offenen Bissen richtet sich nach dem Schweregrad des jeweiligen Befunds.

Ist ein falsches Schluckmuster die Ursache des offenen Bisses, können kieferorthopädisch-oromyologische Übungen dabei helfen, es umzustellen. Diese Behandlung wird von einigen kieferorthopädischen Praxen in Deutschland angeboten. Dabei werden die Gesichts- und Mundmuskulatur trainiert und Atmung und Haltung des Patienten korrigiert. Auch eine osteopathische Behandlung kann ergänzend helfen. Hat der Patient aufgrund des offenen Bisses Sprachfehler entwickelt, wird auch ein Logopäde hinzugezogen.

Zu den kieferorthopädischen Apparaturen, die zur Behandlung verwendet werden, gehören zum Beispiel Mundvorhofplatten und funktionskieferorthopädische Geräte. Im Fall einer schwerwiegenden Fehlstellung wird eine festsitzende Zahnspange oder ein Außenbogen (Kopfzug, Headgear) eingesetzt.

Ein offener Biss ist besonders für Erwachsene eine erhebliche Belastung. Daher sollte die Fehlstellung möglichst früh im Kindesalter behandelt werden. Bei Erwachsenen ist zur Behebung der Probleme in vielen Fällen eine kieferchirurgische Operation nötig.  

Fazit

Unabhängig davon, ob die Zahnfehlstellung durch eine falsche Zungenlage, Daumenlutschen oder den Schnuller verursacht wurde oder erblich bedingt ist, hilft eine frühe Diagnose und Behandlung, unangenehme Langzeitfolgen zu verhindern. Je nach Schwere der Fehlstellung werden Patienten interdisziplinär von verschiedenen medizinischen Fachbereichen therapiert.