Digitale Sprechstunde – Hausbesuch vom Zahnarzt
Schon vor den Kontaktbeschränkungen aufgrund der Covid-19-Pandemie waren in Deutschland Videosprechstunden mit Ärzten möglich. Die Pandemie hat diese Entwicklung noch beschleunigt: Seit dem Sommer 2020 können Patienten auch ihre Zahnärzte per Videoschaltung konsultieren, trotz Lockdown und "Body Distancing". Das hat für beide Seiten zahlreiche Vorteile. Den persönlichen Kontakt zwischen Patient und Arzt ersetzt die digitale Technik aber nicht: Behandlungen und Diagnosen erfolgen weiterhin nur in der Zahnarztpraxis.
Welche Vorteile hat die Videosprechstunde mit dem Zahnarzt?
Patienten profitieren vom persönlichen Austausch mit ihrem Behandler, können dabei aber in ihrer vertrauten Umgebung bleiben. Sie ersparen sich die Anfahrtszeit zur Praxis, die Gefahr einer Ansteckung in Bussen oder Zügen und auch die Parkplatzsuche. In der Praxis entfällt die Wartezeit in einem vollen Wartezimmer. Außerdem ist die Kommunikation per Video deutlich persönlicher als ein reines Telefonat, da die Teilnehmer sich sehen und Mimik, Körpersprache und Ausdruck wahrnehmen können. Vor allem Pflegebedürftige oder Menschen mit Beeinträchtigungen können mit ihrem Behandler noch vor einem Termin in der Praxis Symptome abklären oder eine geplante Behandlung besprechen, ohne physisch vor Ort sein zu müssen.
Auch eine Beratung mit räumlich weit entfernten Zahnärzten oder Fachzahnärzten ist online mit einer Videosprechstunde problemlos möglich. Für Angstpatienten ist eine Online-Sprechstunde mit dem Zahnarzt eine gute Möglichkeit, sich in Ruhe und ohne Angst zu informieren, ohne die Zahnarztpraxis betreten zu müssen. Patienten können mit wenig Aufwand eine ärztliche Zweitmeinung für ihren Befund einholen und wichtige Informationen in Echtzeit erhalten.
Das Praxispersonal hat mit der Vorbereitung einer digitalen Sprechstunde deutlich weniger organisatorischen Aufwand, als wenn der Patient persönlich in der Praxis vorspricht. Die hygienische Auf- und Nachbereitung des Behandlungszimmers fällt weg. Eine Videosprechstunde spart Zeit und Kosten und hilft, den zahnärztlichen Praxisalltag zu entlasten.
Welche technischen Voraussetzungen benötigen die Teilnehmer?
Ein internetfähiger Computer mit Bildschirm, Kamera und Lautsprecher, alternativ ein Tablet oder Smartphone und eine stabile Internetverbindung reichen aus. Zusätzliche Software muss gewöhnlich nicht installiert werden, manche Anbieter verlangen allerdings den Download einer App. Eine Videosprechstunde muss seitens der Zahnarztpraxis über einen zertifizierten Anbieter erfolgen, der die festgelegten Anforderungen für Videodienstleistungen erfüllt. Da auch hochsensible Daten übertragen werden, muss die Sprechstunde Ende-zu-Ende verschlüsselt sein. Weder Bild noch Ton dürfen bei einer Online-Videosprechstunde aufgezeichnet werden, das gilt für beide Seiten. Arzt und Patient unterhalten sich in einem werbefreien, datenschutzgesicherten Raum. Den Nachweis über die Einhaltung der Anforderungen an den Datenschutz und die Informationssicherheit müssen die Dienstleister erbringen.
Wie läuft eine Videosprechstunde ab?
Patienten erhalten für ihre digitale Sprechstunde einen Termin über die Praxis oder über den Dienstanbieter. Eine Integration der Videosprechstunden in das praxiseigene Online-Terminsystem ist von Vorteil, da Patienten sich so im Idealfall ihren Videotermin selbst buchen können. Vor einer digitalen Beratung mit dem Arzt müssen sie ihre Einwilligung erklären. Der Zahnarzt registriert sich bei dem Videodienstanbieter seiner Wahl und erhält die notwendigen Informationen zum Einwählen. Die Technik variiert von Anbieter zu Anbieter: Die Einwahl kann über ein Webportal, eine App oder einen Link erfolgen.
Patienten benötigen keinen Vertrag mit dem Videodienstanbieter und wählen sich beim entsprechenden Anbieter einfach ein paar Minuten vor dem Termin ein. Dort warten sie in einem virtuellen Wartezimmer, bis sich der Zahnarzt zuschaltet. Nach Beendigung der Sprechstunde melden sich beide Seiten vom Anbieterdienst wieder ab.
Welche Möglichkeiten bietet eine Videosprechstunde?
Noch ist die Technik nicht ganz so weit, dass Patienten sich einfach ihr Smartphone in den Mund stecken und ihr Zahnarzt auf Basis dieser Bilder eine Implantation planen kann. Die genaue Untersuchung aller Zähne, des Zahnfleisches und eine umfassende Diagnose sind nur in der Zahnarztpraxis am Behandlungsstuhl möglich. Eine digitale Einschätzung und Beratung funktioniert am besten, wenn der Arzt seinen Patienten schon kennt.
Beim digitalen Austausch kann der Zahnarzt Fragen beantworten, Vor- und Nachgespräche zu Behandlungen und Operationen führen und beurteilen, wie dringlich eine Behandlung des Patienten ist. Heil- und Kostenpläne können besprochen, Röntgenbilder am Bildschirm gemeinsam analysiert und Symptome des Patienten abgeklärt werden. Auch das Zahnlabor kann bei komplexen Fällen mit in die Videokonferenz eingebunden werden.
Müssen Patienten für eine Videosprechstunde bezahlen?
Bietet der Zahnarzt die digitale Konsultation an, ist das für gesetzlich versicherte Patienten eine Kassenleistung und kostenfrei. Das gilt auch für die Buchung einer Videosprechstunde über ein Online-Terminsystem bei einem Arzt mit Kassenzulassung. Die Praxis kann das digitale Angebot je Quartal und Patient maximal dreimal abrechnen. Für die Abrechnung von Videosprechstunden und -konferenzen wurden im Oktober 2020 neue Gebührennummern in den Bewertungsmaßstab für zahnärztliche Leistungen (BEMA) eingeführt. Für die Zusammenarbeit mit zertifizierten Videodienstleistern erhalten Zahnärzte einen Technikzuschlag.
Fazit
Bequem, ohne Infektionsrisiko und ohne Anreisestress vom eigenen Sofa aus mit dem Zahnarzt sprechen – die Corona-Pandemie hat die Nachfrage nach Online-Konsultationen stark erhöht. Immer mehr Praxen bieten Video-Sprechstunden an. Das digitale Angebot ist vor allem für mobil eingeschränkte oder pflegebedürftige Menschen, aber auch für Angstpatienten und Patienten in abgelegenen Gebieten eine große Erleichterung.