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Retinierte Zähne: wenn Zähne sich im Kiefer verstecken

Wenn ein bleibender Zahn zwar angelegt ist, aber nicht zum eigentlich vorgesehenen Zeitpunkt an seinem Platz in der Mundhöhle erscheint, bezeichnet die Zahnmedizin dies als Retention. Bei Weisheitszähnen kommt das aufgrund der Enge im modernen menschlichen Kiefer häufiger vor, sie bleiben teilweise oder vollständig retiniert. Eine Retention der Zähne kann schwerwiegende und schmerzhafte Folgeerscheinungen hervorrufen. 

Begriffserklärung: retiniert, impaktiert und verlagert

Die Bezeichnung Retention kommt aus dem Lateinischen von retinere, übersetzt "zurückhalten, festhalten". Vollständig retinierte Zähne brechen beim Zahnwechsel nicht in die Mundhöhle durch und bleiben im Kiefer stecken. Sie zeigen sich erst gar nicht – oder nur teilweise – in den Zahnbögen. Ein impaktierter Zahn wird an seinem normalen Wuchs durch einen anderen Zahn gehindert und bricht dadurch nicht in die Mundhöhle durch. Ist der Zahn nur teilweise durchgebrochen, nennt der Zahnarzt das teilretiniert. Wächst der Zahn nicht an der Stelle, an der er normalerweise stehen sollte, ist der Zahn verlagert. Das betrifft oft die oberen Eckzähne, die dann deutlich weiter oben erscheinen und sich nicht in die übrige Zahnreihe einfügen. Die Weisheitszähne sind am häufigsten von Retention und Verlagerung betroffen. 

Welche Ursachen sind für retinierte oder verlagerte Zähne verantwortlich?

Der Mensch verliert etwa ab dem Alter von sechs Jahren allmählich seine Milchzähne, und das im Normalfall in einer bestimmten Reihenfolge. Die Weisheitszähne – falls sie im Kiefer angelegt sind – lassen sich am längsten Zeit und erscheinen erst zwischen dem 17. und dem 30. Lebensjahr. Die zuletzt durchbrechenden Zähne – die Eckzähne, die zweiten großen Backenzähne und die Weisheitszähne – müssen um den zur Verfügung stehenden Platz in den Zahnbögen rangeln. Das kann zur Folge haben, dass in der Enge die Zahnkeime von ihrer regulären Wuchsrichtung abkommen oder sich nicht gerade aufrichten. Dafür können auch genetische oder traumatische Ursachen verantwortlich sein. Dann wachsen die Zähne schief – also verlagert – im Knochen und behindern andere Zähne und ihre Wurzeln. Die Zahnmedizin spricht dann auch von impaktierten Zähnen. In den Zahnreihen fehlen diese Zähne, was nicht nur ästhetische Konsequenzen für das ganze Gebiss hat.

Müssen bei Kindern Milchzähne zu früh entfernt werden, kann das den Durchbruch der nachfolgenden bleibenden Zähne behindern, da sich die Knochendecke über ihnen wieder geschlossen hat.  

Es kommt auch vor, dass Menschen mehr als die üblichen 32 Zähne bekommen (Hyperdontie). In 86 % der Fälle wächst dann ein einzelner zusätzlicher Zahn im Gebiss, meistens im Oberkiefer bei den Schneidezähnen

Welche Folgen entstehen durch verlagerte und retinierte Zähne?

Abgesehen von den ästhetischen Beeinträchtigungen, die schiefe oder fehlende Frontzähne mit sich bringen, können impaktierte oder retinierte Zähne Druck auf benachbarte Zähne und ihre Wurzeln ausüben und sie verschieben oder beschädigen. Der Zusammenbiss und die Kaufunktion kann gestört sein. Jeden Zahn, der im Kiefer entsteht, umgibt ein Zahnsäckchen, das für die Zahnbildung zuständig ist. Bricht der Zahn ganz normal durch, bildet sich dieses Säckchen einfach zurück. An den Wurzeln voll retinierter Zähne bilden sich aus den Zahnsäckchen häufig Zysten, die sich allmählich erst symptomfrei vergrößern, dann Gewebe verdrängen und Schmerzen verursachen. Bei entsprechender Ausprägung können die durch Zysten verursachten Hohlräume im Kiefer sogar Knochenbrüche hervorrufen. Ist ein Zahn teilweise retiniert, zeigt sich von ihm oft nur ein kleiner Teil der Krone im Mund. Da ein teilretinierter Zahn aber bereits Kontakt mit den Bakterien in der Mundhöhle hat, kann er aufgrund seiner Position zum Nachbarzahn ungünstige Schlupfwinkel für Zahnbeläge und Speisereste bilden, die sich gar nicht oder nur schlecht reinigen lassen. Karies kann sich ungestört bilden und beide Zähne in kurzer Zeit zerstören. 

Welche Therapien gibt es für retinierte, impaktierte oder verlagerte Zähne?

Bei retinierten und verlagerten Weisheitszähnen wird häufig kurzer Prozess gemacht. Diese Zähne sind ein Relikt aus alten Zeiten und für eine gesunde Kaufunktion heute nicht mehr erforderlich. Der Zahnarzt stellt mit 3D Röntgenaufnahmen und durch eine Abtastuntersuchung die Position der Weisheitszähne fest. Gefährden sie ihre Nachbarn mit ihrer Schieflage oder verschieben sie die übrigen Zähne im Zahnbogen, werden sie bei einem chirurgischen Eingriff komplett entfernt. In anderen Fällen werden verlagerte retinierte Zähne mit einem kleinen Schnitt in die Schleimhaut zunächst freigelegt. Falls notwendig, wird an ihnen ein Bracket (ein Metallplättchen mit einem Draht oder einer Kette) befestigt, um sie wieder an ihre richtige Position im Zahnbogen einzugliedern. Anschließend wird die Wunde vernäht. Mit dem Draht kann der Kieferorthopäde durch stetigen Zug den Zahn mit der Zeit an die korrekte Stelle im Zahnbogen ziehen. Bevor das möglich ist, kann eine kieferorthopädische Therapie notwendig sein, mit der genug Platz in der Zahnreihe geschaffen wird. Ist eine Einordnung des verlagerten Zahns nicht möglich, muss er gezogen werden. Unter bestimmten Umständen kann er aber an eine andere Stelle transplantiert werden.

 

Die Eckzähne im Oberkiefer, die zweithäufigsten verlagerten Zähne, haben unter allen Zähnen die längsten Wurzeln und im Rahmen der physiologischen Eckzahnführung eine wichtige Funktion beim Zusammenbiss. Im höheren Lebensalter sind die Eckzähne außerdem die stärksten Pfeilerzähne für Prothesen, daher kann eine Eingliederung verlagerter Eckzähne für eine spätere Prothesenversorgung wichtig sein. Sind Eckzähne verlagert, wird daher zunächst versucht, den Zahn mit kieferorthopädischen Apparaturen an die richtige Stelle zu versetzen.

 

Verlagerte Zähne, die sich kieferorthopädisch nicht an die richtige Position bewegen lassen, können durch autogene Zahntransplantation (Spender und Empfänger sind die gleiche Person) auch entfernt und anderer Stelle wieder eingesetzt werden. Dieses Vorgehen eignet sich besonders bei Kindern oder Jugendlichen, da die Chance auf den Zahnerhalt in der Wachstumsphase am größten ist. Für eine erfolgreiche Transplantation muss der Zahn bestimmte Voraussetzungen aufweisen.

 

Teilretinierte Zähne können aus dem Knochen wachsen, aber unter einer Art Kapuze aus Zahnfleisch stecken bleiben. Dadurch entstehen Schmutznischen, in denen sich Speisereste sammeln und die sich schmerzhaft entzünden können. Der Zahnarzt öffnet diese Kapuze dann mit einem Schnitt oder elektrochirurgisch, um potentielle Entzündungsrisiken zu verhindern. 

Fazit:

Wenn beim Wuchs der Zähne nicht alles glattläuft, kann zahnmedizinisch und kieferorthopädisch auf vielfältige Weise nachgeholfen werden, um einen gesunden Zusammenbiss und eine ästhetische Optik wieder herzustellen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Kieferorthopädie und Zahnarzt ist dabei sehr wichtig.

Hinweis: Dieser zahnmedizinische Artikel soll das Verständnis und Wissen über allgemeine Mundgesundheitsthemen fördern. Er ist kein Ersatz für professionelle Beratung, Diagnose oder Behandlung. Lassen Sie sich bei Fragen zu einer Erkrankung oder Behandlung immer von Ihrem Zahnarzt oder einem anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleister beraten.

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