Mundtrockenheit, auch als Xerostomie bekannt, beschreibt einen Zustand, bei dem die Speichelproduktion der Speicheldrüsen reduziert ist oder der Speichelfluss gestört wird. Dabei ist Speichel eine essenzielle Körperflüssigkeit mit zahlreichen wichtigen Funktionen. Welche Beschwerden treten bei Mundtrockenheit auf, und wie beeinflusst dies das allgemeine Wohlbefinden? Welche Gefahren birgt ein trockener Mund für Zähne und Zahnfleisch, und welche langfristigen Schäden können entstehen? In diesem Ratgeber-Artikel erfahren Sie, was Mundtrockenheit auslösen kann, welche Auswirkungen sie auf Ihre Mundgesundheit hat und welche Maßnahmen Sie ergreifen können, um dieses Problem zu lindern.
Mundtrockenheit: Was ist Speichel eigentlich?
Im Mund gibt es auf jeder Seite drei große Kopfspeicheldrüsen, die – unterstützt von vielen kleinen Speicheldrüsen – jeden Tag bis zu eineinhalb Liter Speichel produzieren: die Ohrspeicheldrüse, die Unterzungenspeicheldrüse und die Unterkieferspeicheldrüse. Im ganzen Leben kommen so rund 25.000 Liter Speichel zusammen. Das flüssige Sekret erfüllt zahlreiche Aufgaben. Speichel hält den Mund feucht, ermöglicht so ein flüssiges Sprechen und beeinflusst auch das Riechen. Er schwemmt Essensreste, Bakterien, Pilze und Keime fort. Indem er sich beim Kauen mit der Nahrung vermischt, macht er sie gleitfähig und hilft dabei, sie herunterzuschlucken und zu verdauen. Menschlicher Speichel besteht zu rund 95 % aus Wasser.
Den Rest machen gelöste Bestandteile aus: Proteine und Glykoproteine, ein Verdauungsenzym, Kalzium-, Natrium- und Chlorid-Ionen und Spuren von Fluorid und Rhodanid. Letztere sind besonders für die Gesundheit der Zähne wichtig, die ständig vom Speichel umspült und mineralisiert werden. Die Inhaltsstoffe des Speichels haben außerdem antibakterielle und wundheilungsfördernde Eigenschaften.
Warum wird der Mund trocken?
Vielleicht kennen Sie das: Sie sollen vor Publikum eine wichtige Präsentation halten. Wenn Sie nicht zu den hartgesottenen Profis gehören, stellen Sie fest, wie Ihnen das Lampenfieber die Kehle zuschnürt und Ihnen im wahrsten Sinne des Wortes die Spucke wegbleibt. In diesem Fall lässt sich die unangenehme Mundtrockenheit meistens mit einem Schluck Wasser und einem tiefen Durchatmen beseitigen. Anspannung, Nervosität, langes Sprechen, aber auch zu trockene Luft im Raum sorgen für Wüstenklima im Mund und wecken das Verlangen, die Mundschleimhaut wieder zu befeuchten.
In der Nacht geht die Speichelproduktion automatisch auf Sparflamme zurück. Morgens fühlt sich der Mund dann klebrig und muffig an, begleitet von schlechtem Atem. Wer eine verstopfte Nase hat oder mit offenem Mund schläft, dem trocknen Mund und Kehle aus. Befeuchtende Nasensprays oder Inhalationen öffnen bei Erkältungen die Atemwege, ein Glas Wasser auf dem Nachtschränkchen hilft, um zwischendurch oder morgens wieder Feuchtigkeit in den Mund zu bringen.
Allgemeiner Flüssigkeitsmangel verursacht eine trockene Mundschleimhaut. Menschen, die nicht genug trinken, können nicht ausreichend Speichel bilden. Das trifft häufig auf ältere Menschen zu und bereitet Schwierigkeiten beim Kauen, Sprechen und Schlucken. Hohe Temperaturen, starkes Schwitzen, Sport sorgen für Feuchtigkeitsverluste, die durch Wasser oder ungesüßte Tees am besten aufgefüllt werden können. Übermäßiger Alkoholgenuss und starkes Rauchen sind nicht nur für den Mund und die Zähne extrem ungesund, sondern auch Auslöser für einen kratzigen Rachen, einen trockenen Mund und eine angegriffene Mundschleimhaut.
Wenn die Speicheldrüsen selbst erkrankt sind, können sie ihrer Aufgabe nicht mehr oder nur noch unvollständig nachkommen. Entzündungen, Schwellungen oder Tumore beeinträchtigen dann den Speichelfluss. Speichelsteine entstehen oft bei zu geringer Flüssigkeitsaufnahme und können die Drüsen verstopfen. Sie müssen operativ oder mit einer Stoßwellentherapie entfernt werden.
Mundschleimhautentzündungen werden durch Bakterien, Viren oder Pilze ausgelöst. Menschen, die schon unter einem trockenen Mund leiden, sind besonders anfällig dafür (geschwächtes Immunsystem, Rauchen, viel Alkohol). Brennende Schmerzen im Mund und an der Zunge, Mundgeruch, Rötungen und gelegentlich blutige Schwellungen sind Anzeichen für eine Entzündung. Weißliche Beläge auf der Mundschleimhaut können auf eine Infektion mit Candida-Hefepilzen hindeuten.
Auch Zahnerkrankungen können für Mundtrockenheit verantwortlich sein. Entzündungen am Zahnfleisch (Gingivitis) oder des Zahnhalteapparats (Parodontitis) können die Mundschleimhaut in Mitleidenschaft ziehen und die Aktivität der Speicheldrüsen beeinträchtigen.
Das Sjögren-Syndrom ist eine chronisch verlaufende Autoimmunkrankheit, die besonders die Speichel- und die Tränendrüsen angreift. Sie betrifft fast ausschließlich Frauen mittleren Alters, die Ursache ist unbekannt. Beim Sjögren-Syndrom gelangen weiße Blutkörperchen in die flüssigkeitsproduzierenden Drüsen im Mund und am Auge. Die Drüsen entzünden sich, es kommt zu Augen- und Mundtrockenheit, Mundgeruch entsteht. Durch den Tränenmangel können am Auge bleibende Schäden entstehen, der trockene Mund behindert das Sprechen, Essen und Schlucken. Bei etwa einem Drittel der Erkrankten vergrößert sich die Ohrspeicheldrüse und wird druckempfindlich. Die Erkrankung lässt sich nicht heilen, aber die Symptome können mit verschiedenen Maßnahmen gelindert werden. Viel trinken, Mundspülungen mit künstlichem Speichel und das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi befeuchtet den Mund. Die Betroffenen müssen eine gewissenhafte Zahnpflege durchführen und häufig den Zahnarzt zur Kontrolle aufsuchen, da die Zähne durch die Mundtrockenheit gefährdet werden.
Die Nebenwirkungen bestimmter Medikamente können ebenfalls mögliche Ursachen für einen trockenen Mund sein. Dazu gehören Psychopharmaka, Anticholinergika, Penicillin, Chemotherapeutika und diverse Schlaf- und Beruhigungsmittel.
Wie kann man den Speichelfluss fördern?
In vielen Fällen ist ein trockener Mund auf Flüssigkeitsmangel zurückzuführen. Daher sollten Sie darauf achten – besonders, wenn Sie über 65 Jahre alt sind –, über den Tag genug zu trinken. Der menschliche Körper besteht überwiegend aus Wasser. Am besten eignen sich dafür zuckerfreie Getränke wie Wasser oder Kräutertees. Zuckerfreie Bonbons und Kaugummis befeuchten den Mund; wenn sie den Zuckeraustauschstoff Xylit (Xylitol, Birkenzucker) enthalten, helfen sie sogar dabei, Karies zu bekämpfen. Alle Nahrungsmittel, die gut und lange gekaut werden müssen, sorgen für eine vermehrte Speichelproduktion im Mund.
Wenn Sie zu Mundtrockenheit neigen, sollten Sie eine konsequent gute Mundhygiene verfolgen. Durch den Mangel an Speichel werden Bakterien und Keime nicht weggespült, das Kariesrisiko erhöht sich deutlich.
Welcher Arzt behandelt Mundtrockenheit?
Die erste Anlaufstelle ist der Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Der Arzt kann die genaue Ursache für die trockenen Schleimhäute feststellen und entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten. Patienten, die unter chronischer Mundtrockenheit leiden, sollten unbedingt auch ihrem Zahnarzt regelmäßige Besuche abstatten, damit mögliche Schäden an Zähnen und Zahnfleisch frühzeitig erkannt und bekämpft werden können.
Wenn Ihnen auch beim Anblick verlockender Speisen nicht mehr das Wasser im Mund zusammenläuft, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass Sie einfach zu wenig trinken. Es kann sich aber auch um eine Nebenwirkung von Medikamenten oder ein Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung handeln. Lassen Sie die Symptome beim HNO-Arzt abklären. Wenn Schleimhäute austrocknen, können sie ihre Schutzfunktion vor Krankheitserregern nicht mehr ausführen.
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