Gebissabformung: Das Bindeglied zwischen Zahnarzt und Dentaltechnik
Die Herstellung von Zahnersatz ist Präzisionsarbeit. Damit Kronen, Brücken oder Prothesen später exakt in das menschliche Gebiss passen, muss der Zahntechniker im Labor ganz genau wissen, wie die Zähne aussehen und wie sie im Verhältnis zueinander stehen. Zu diesem Zweck fertigt der Zahnarzt einen Zahnabdruck an. Das kann eine klassische Abformung mit dem Abformlöffel und plastischen Materialien sein oder eine digitale Zahnabformung, die mit einem Intraoralscanner aufgenommen wird. Erfahren Sie hier mehr über die unterschiedlichen Arten der Gebissabformung.
Inhalt
- Warum wird eine Gebissabformung angefertigt?
- Wie verläuft die konventionelle Gebissabformung mit dem Abdrucklöffel?
- Welche Vorteile hat eine anatomische Abformung (Situationsabformung)?
- Was ist eine Funktionsabformung?
- Das Gipsmodell
- Welche Nachteile haben analoge Gebissabformungen?
- Die Zukunft: Digitale Abformung mit dem Intraoralscanner
- Fazit
Warum wird eine Gebissabformung angefertigt?
Eine Abformung dient dazu, ein exaktes Modell des Gebisses zu erzeugen. Das ist immer dann notwendig, wenn im Zahnlabor passgenauer Zahnersatz, große Füllungen wie Inlays, individuelle Zahnschienen oder Zahnspangen hergestellt werden müssen. Was der Zahnarzt im Mund des Patienten direkt vor sich sieht, muss dem Zahntechniker im Labor ganz genau übermittelt werden. Das geschieht mit einer detaillierten Abformung der Zähne. Dabei gibt es je nach Indikation verschiedene Verfahren und Ausführungen. Da der Kontakt zwischen den Zähnen des Ober- und Unterkiefers (zahnmedizinisch Okklusion genannt) bei Störungen oder Unregelmäßigkeiten zu folgenschweren Kiefer- und Zahnproblemen führen kann, wird auch vom gegenüberliegenden Kiefer eine Abformung gemacht. In einem Artikulator (Kausimulator) können dann im Labor die Gipsmodelle für beide Kiefer montiert und die Bewegung der Kiefergelenke simuliert werden. Zahlreiche Arbeitsschritte sind erforderlich, um zu einer perfekten Passform zu kommen, und viele Parameter müssen beachtet und eingehalten werden. Passt etwas nicht oder ist fehlerhaft, müssen Zwischenschritte wiederholt werden oder im schlimmsten Falle unpassender Zahnersatz neu angefertigt werden.
Wie verläuft die konventionelle Gebissabformung mit dem Abdrucklöffel?
Für die Versorgung eines Patienten mit Zahnersatz, Prothesen oder Zahnschienen benötigt das Dentallabor einen Negativ-Abdruck der Zähne oder des Kiefers. Der Zahnarzt verwendet dazu einen starren, genormten Abformlöffel aus Metall oder Kunststoff, der mit einem verformbaren Abformmaterial (zum Beispiel Alginat, Polyether oder Silikon) gefüllt wird. Dieser Löffel wird gegen den Ober- oder Unterkiefer gedrückt, bis die Masse sich verfestigt hat. Der Mund muss dabei (meistens) geöffnet bleiben. Dann wird der Abformlöffel vorsichtig wieder herausgenommen. Ist die Abformung gelungen, zeichnen sich die Stellung, Größe und Form der Zähne perfekt in der Masse ab. Hat die Abformung Luftblasen oder Ungenauigkeiten oder haben sich Zähne bis auf den Löffeluntergrund durchgedrückt, muss sie neu erstellt werden. Fehler in der Abformung wirken sich zwangsläufig auch auf den späteren Zahnersatz oder die Prothese aus. Auch das Fehlen von Präparationsgrenzen bei beschliffenen Zähnen (die Grenze zwischen dem beschliffenen und unbeschliffenem Teil des Zahns, der mit Zahnersatz versorgt werden soll) führt zu Problemen bei der Herstellung von passgenauem Zahnersatz. Der Zahntechniker kann ohne exakte Wiedergabe der Präparationsgrenze nicht feststellen, wo der Zahnersatz enden soll; bei einer Krone kann dann beispielsweise der Kronenrand – das untere Ende einer Krone – nur gemutmaßt werden. Auch wenn nur ein einziger Zahn ersetzt werden muss, benötigt der Zahntechniker einen exakten Überblick über die Position aller Zähne und ihrer Stellung zueinander. Deshalb werden vollständige Abdrücke von Ober- und Unterkiefer gemacht.
Welche Vorteile hat eine anatomische Abformung (Situationsabformung)?
Die anatomische Abformung erzeugt ein exaktes Abbild der Zähne und der sie umgebenden Schleimhäute, Muskeln und Bänder im Ruhezustand. Die Negativkopie der Zähne wird im Zahnlabor mit flüssigem Gips ausgegossen, damit ein Positivmodell entsteht. Diese Abformungen bieten eine sehr gute Orientierung über die anatomischen Verhältnisse im Kiefer. Sie dienen außerdem als Grundlage für die Dokumentation eines Behandlungsplans oder eines zahnärztlichen Arbeitsmodells für die Herstellung individueller Abformlöffel, Teilprothesen, Brücken und Kronen und kieferorthopädischer Zahnspangen.
Was ist eine Funktionsabformung?
Hier ist Bewegung gefordert: Während das Abdruckmaterial im Mund fester wird, muss der Patient aktive und passive Bewegungen mit Zunge, Lippen, Wangen und dem weichen Gaumen machen. Muskel- und Schleimhautbewegungen sollen sich in ihrer natürlichen Ausdehnung in der Abdruckmasse abbilden. Die Funktionsabformung hat besondere Bedeutung bei der Herstellung von Vollprothesen (Totalprothesen). Damit sich die Prothese später nicht durch die natürliche Mimik und Muskeltätigkeit des Gesichts oder des Kiefers von der beweglichen Schleimhaut abhebt, muss auch der Bewegungsradius des Mundes genaustens wiedergegeben werden.
Das Gipsmodell
Im Zahnlabor entsteht aus der Negativ-Form des Abdrucks eine Positiv-Form. Dazu wird der Zahnabdruck mit Gips ausgegossen. Die Gipsmischung – es gibt Abformgips, Alabastergips, Hart- und Superhartgips – unterscheidet sich je nach Art der benötigten Abformung. Luftblasen im flüssigen Gips und damit auch im Modell müssen unbedingt vermieden werden, deshalb wird der Zahnabdruck auf einem Rüttler mit dem Gipsbrei gefüllt. Durch die Vibrationen des Geräts werden Lufteinschlüsse im flüssigen Gips verhindert. Aus dem Gips wird auch ein Sockel geformt, auf den die Abformung befestigt wird. Anschließend wird das Gipsmodell kontrolliert und für die weitere Bearbeitung getrimmt. Je nach geplanter Behandlung und der notwendigen zahntechnischen Arbeit wird dieses Gipsmodell in einzelne Teile gesägt (Sägeschnittmodell), um einzelne Zähne entnehmen und getrennt bearbeiten zu können.
Welche Nachteile haben analoge Gebissabformungen?
Der große Abformlöffel mit der halbfesten Abdruckmasse nimmt im Mund sehr viel Raum ein. Es fühlt sich für die meisten Menschen sehr unangenehm an, wenn er gegen die Zähne des Ober- oder Unterkiefers gedrückt wird. Auch wenn einige Hersteller des Abformmaterials versuchen, mit verschiedenen Aromen den Geschmack ihrer Produkte zu verbessern – die Masse schmeckt nicht. Der Patient muss den Löffel mit dem Abformmaterial außerdem einige Zeit lang im Mund behalten, der dabei meistens geöffnet bleiben muss. Das erzeugt bei empfindlichen Menschen einen Würgereiz, bei manchen sogar Atemnot. Die Furcht vor einem möglichen Erbrechen in der Praxis oder dem Würgereflex sorgt bei Patienten für zusätzliche Verkrampfung während der Behandlung und damit auch für ein höheres Schmerzempfinden. Einige Menschen verzichten daher vor Angst auch ganz auf den Zahnarztbesuch, was schwerwiegende Konsequenzen für das Gebiss und den Körper nach sich ziehen kann. Die Lösung für Menschen mit starkem Würgereiz und Ekelgefühl ist eine digitale Abformung per Scan in einer entsprechend ausgestatteten Praxis.
Sie haben Angst vor dem Zahnarzt und scheuen den Besuch in der Praxis? Lesen Sie in unserem Ratgebertext zum Thema mehr über die Möglichkeiten einer Behandlung ohne Furcht: Angst vorm Zahnarztbesuch.
Die Zukunft: Digitale Abformung mit dem Intraoralscanner
Immer mehr Zahnarztpraxen können bei der Abformung ganz auf einen Abdrucklöffel verzichten und verwenden einen digitalen Workflow zur Erstellung einer Gebissabformung. Der Intraoralscanner ist ein schmales Gerät, das der Zahnarzt in den Mund des Patienten einführt und das praktisch berührungsfrei an den Zähnen vorbeigleitet. Durch LEDs, Kameralinsen und Sensoren im Scanner wird ein hochpräzises, dreidimensionales Bild vom Gebiss erzeugt. Die Prozedur erfolgt sanft, schnell und vollkommen schmerzfrei und ist damit für den Arzt und den Patienten deutlich komfortabler als der konventionelle Abdruck, ein Würgereiz entsteht erst gar nicht. Eine digitale Abformung mittels Intraoralscan schont die Zähne und ist zudem äußerst hygienisch, das Handstück des Scanners lässt sich sehr leicht desinfizieren. Der Patient muss nicht warten, es wird kein Material verbraucht, und die Qualität des Scans lässt sich sofort am Bildschirm überprüfen. Wenn etwas nicht stimmen sollte, können auch einzelne Abschnitte des Gebisses schnell neu gescannt werden. Die intraoralen Scans werden in kürzester Zeit digital an den Zahntechniker im Labor verschickt, der sofort mit seiner Arbeit beginnen kann. Fehlerhafte Abdrücke und Beschädigungen beim Transport – wie beim konventionellen Abdruck – müssen nicht befürchtet werden. Auch die Archivierung der Abformungen ist einfach und problemlos. Auf die Originalscans kann jederzeit zurückgegriffen werden, und der Austausch mit anderen Ärzten oder Gesundheitseinrichtungen ist schnell und kompliziert möglich.
Da die Investition in einen Intraoralscanner für die "abdruckfreie Abformung" eine kostspielige Angelegenheit ist, arbeiten die meisten Zahnarztpraxen noch nach der konventionellen Methode. Die zukunftsweisende Technologie überzeugt aber durch die vielen Vorteile und Erleichterungen für Zahnarzt und Patienten.
Fazit:
Abformungen sind in der Zahnmedizin unverzichtbar, wenn Zähne ersetzt, Schienen oder Spangen hergestellt werden müssen. Die herkömmliche Version ist deutlich fehleranfälliger, aufwändig und unflexibel im Vergleich zu den digitalen Abbildungen einer intraoralen Abformung. Die Abformung mit einem Intraoralscanner ist die Technik der Zukunft in der Zahnarztpraxis.