Caries profunda – tiefgehende Karies

Auch eine Karies fängt mal klein an. Zu Beginn äußert sich eine Caries (lat. für Morschheit, Fäulnis) nur mit oberflächlichen Entkalkungen in Form von weißen Flecken und ist auch ohne Bohren problemlos behandelbar. Spricht der Zahnarzt bei der Untersuchung von einer Caries profunda (lat. für tiefe Zahnkaries), ist die Zahnerkrankung schon sehr weit fortgeschritten. Dann muss auf jeden Fall der Bohrer ran. 

Wie entsteht Karies?

Zucker und Kohlenhydrate sind die Nahrung für kariesfördernde Bakterien im Zahnbelag. Bei ihrem Stoffwechsel produzieren die Bakterien Säuren, die den mineralischen Schutzmantel der Zähne angreifen. Der Hauptverursacher ist der Streptococcus mutans, der Karies-Leitkeim. Wird der bakterielle Zahnbelag nicht immer wieder gründlich entfernt (auch zwischen den Zähnen), entsteht Karies. Sie greift zunächst die Zahnhartsubstanzen (Zahnschmelz und Dentin) an und dringt unbehandelt immer tiefer in den Zahn ein. Sobald das Dentin erreicht ist, ermöglichen zahlreiche winzige Dentinkanälchen (Dentintubuli) der Karies, sich noch schneller auszubreiten. Kariöse Defekte mit erweichtem Dentin können sich dann unter einer Schmelzschicht befinden und sind nicht gleich erkennbar. Erreicht die Beschädigung das Innerste des Zahns, die Pulpa, drohen nicht nur sehr starke Zahnschmerzen, sondern auch eine Infektion des Zahnnervs und weitere gesundheitliche Konsequenzen. 

Die Stadien einer Karies

Initalkaries (Caries initialis): Weiße Flecken auf dem Zahnschmelz weisen auf erste Entkalkungen des Schmelzes hin. Patienten haben noch keine Symptome. Fluoridierung, gute Mundhygiene und eine eventuelle Ernährungsumstellung können den Zahnschmelz regenerieren.

Zahnschmelzkaries (Caries superficialis): Weiße oder bräunliche Flecken im Schmelz, leichtes Ziehen oder Empfindlichkeiten können auftreten, eine zahnärztliche Behandlung ist erforderlich.

Dentinkaries (Caries media): Die Karies hat sich bereits geringfügig in das Zahnbein (Dentin) gefressen und äußert sich in braunen bis schwarzen Läsionen (Löchern). Der Defekt setzt sich häufig im Verborgenen unterhalb einer weitgehend intakten Schmelzschicht fort. Die Zähne sind schmerzempfindlich, eine Therapie ist erforderlich.

Tiefe Karies (Caries profunda): Die profunde Karies hat bereits zwei Drittel des Zahnbeins angegriffen, der Defekt reicht bis ins pulpanahe Dentin. Starke Zahnschmerzen treten auf, eine Therapie ist erforderlich.

Durchdringende Zahnfäule (Caries profunda complicata oder Caries penetrans): Bei der schwersten Form der Karies hat der kariöse Defekt die Pulpa erreicht und eine Verbindung zwischen Mund und der Pulpahöhle geschaffen. Eine Pulpitis und das Absterben der Pulpa droht, starke Zahnschmerzen treten auf. Eine Therapie ist dringend erforderlich.

Die Diagnose beim Zahnarzt

Die Ausprägung einer fortgeschrittenen tiefgehenden Karies im Zahn und die Nähe zur Pulpa muss exakt festgestellt werden. Der Zahnarzt wird neben der klinischen Untersuchung in der Praxis auch Röntgenbilder zu Hilfe nehmen, um die Tiefe der Erkrankung genau erkennen zu können. Bei der Entfernung der kariösen Stellen mit dem Bohrer sollte nach Möglichkeit die Pulpahöhle nicht eröffnet werden. Beim Kontakt mit den Keimen der Mundhöhle kann das Zahnmark geschädigt oder infiziert werden. Dann muss der Zahn in fast allen Fällen wurzelbehandelt werden und ist danach nicht mehr vital. Ist die Karies bereits so weit vorangeschritten, dass der Zahnnerv sich entzündet hat, ist eine Wurzelkanalbehandlung meistens unumgänglich.

Wie erfolgt die Behandlung einer Caries profunda?

Die übliche Verfahrensweise besteht im vollständigen Ausbohren aller kariösen Läsionen unter Lokalanästhesie, wobei immer auch ein wenig der gesunden Zahnsubstanz entfernt wird. Damit soll ein Fortschreiten der Erkrankung verhindert werden. Die entstandene Kavität – das ausgebohrte Loch im Zahn – wird dann mit einer bakteriendichten Füllung oder einem Inlay versorgt. 

Seit einigen Jahren werden in der Zahnmedizin bei der Behandlung einer Caries profunda auch andere Strategien angewendet. Ziel dieser Verfahren ist es, die Pulpa des Zahns vital zu halten und eine Wurzelbehandlung zu vermeiden. Die Erfolgsquote dieser Behandlungen ist recht hoch, variiert aber abhängig vom Alter des Patienten, der befallenen Stelle im Gebiss und dem Zustand des Zahns. Bleibt der behandelte Zahn etwa sechs Monate symptomlos, gilt der Therapieversuch als erfolgreich. 

Indirekte Überkappung oder CP-Therapie (Caries-Profunda-Therapie)

Geht die tiefe Karies bis nah an die Pulpa, werden die befallenen Stellen möglichst vollständig entfernt. In die Kavität in der Zahnsubstanz wird dann eine Medikamenteneinlage eingebracht, die dort permanent bleibt. Anschließend wird der Zahn gefüllt.

Ist die Wunde im Dentin sehr nah am Zahnmark, bleibt bei der CP-Therapie eine minimale Schicht kariöser Substanz zurück. Sie wird desinfiziert, medikamentös abgedeckt und durch eine Füllung abgedichtet. Das verhindert ein zu nahes Bohren an der Pulpa und eine Schädigung durch die Kariesentfernung, und der Zahn kann vital im Gebiss erhalten werden.  

Direkte Überkappung (Pulpa-Therapie)

Wenn die Pulpa bei der Kariesentfernung versehentlich geöffnet wurde, hängt es vom Zustand des Zahnmarks ab, ob die Therapie Erfolg hat. Die Öffnung darf nicht weiter als einen Millimeter groß sein, der Zahn muss vollständig von Karies befreit sein. Der Zahnarzt prüft, ob die Pulpa gesund und entzündungsfrei ist. Dann kann ein blutstillendes und desinfizierendes Medikament direkt auf das freiliegende Zahnmark aufgetragen werden. Darüber setzt der Zahnarzt die Füllung.

Fazit

Das sprichwörtliche Loch im Zahn muss besonders vorsichtig behandelt werden, wenn es sehr tief ist und nah am Zahnnerv liegt. Ist der Nerv geschädigt oder infiziert, wird eine Wurzelbehandlung notwendig. Mit alternativen Behandlungsmethoden wie der Überkappung gelingt es der Zahnmedizin, Zähne auch nach einer tiefen pulpanahen Karies vital zu erhalten.