Zahnfarbe – sind nicht alle Zähne weiß?
Autorin: Dr. Petra Klostermann, DentNet Zahnärztin in Hamburg
Weiße Zähne gelten allgemein als Zeichen für Gesundheit und Schönheit. Dabei haben nur wenige Menschen von Natur aus sehr helle, gleichmäßig gefärbte Zähne. Die natürlichen Zahnfarben unterscheiden sich genauso wie die Haar-, Haut- und Augenfarbe. Besonders wichtig wird die richtige Farbwahl, wenn der Zahnarzt im natürlichen Gebiss eine künstliche Zahnkrone, eine Brücke oder eine farblich passende Füllung einsetzen muss. Denn die sichtbare Zahnfarbe unterliegt auch der Einwirkung verschiedenster Faktoren wie der Umgebungsfarbe, der Transparenz und der Transluzenz in den verschiedenen Schichten des Zahns.
Warum sind nicht alle Zähne weiß?
Die Zahnfarbe ist genetisch bedingt. Der Zahnschmelz, die harte äußere Schutzhülle des Zahns, ist eher weiß-gräulich und transparent. Darunter liegt das Zahnbein (Dentin), dessen gelbliche Farbe durch den Zahnschmelz hindurchschimmert. Je nach genetischer Zusammensetzung von Schmelz und Dentin erscheinen die Zähne elfenbeinweiß, gelblich oder sogar rötlich und in Grautönen. Eine "normale" Zahnfarbe gibt es deshalb nicht. Je nach Lichteinfall und Lichttemperatur erscheint die Farbe der Zähne unterschiedlich, beim Candlelight-Dinner wirken sie anders als im Stadion-Flutlicht. Und sogar in einem einzigen Gebiss gibt es verschiedene Farbschattierungen: Die Frontzähne sind meistens etwas heller als Eck- oder Backenzähne.
Hinzu kommt, dass der Zahnschmelz sich im Laufe des Lebens abnutzt und dünner wird. Die gelbe Farbe des Dentins kann also stärker durchscheinen und beeinflusst damit auch die Zahnfarbe. Wer gern Kaffee, schwarzen Tee oder Rotwein trinkt oder raucht, muss damit rechnen, dass seine Zahnfarbe durch Verfärbungen dunkler wird oder Flecken bekommt. Die Einnahme bestimmter Medikamente hat eine ähnliche Wirkung.
Nicht zuletzt ist auch die persönliche Mundhygiene ein Faktor für die Zahnfarbe. Bei mangelhaftem Zähneputzen breitet sich bakterieller Zahnbelag, die Plaque, auf den Zähnen aus, der sich zu hartem Zahnstein entwickelt. Ablagerungen und raue Flächen reflektieren das Licht auf andere Weise als eine glatte, und die Zähne wirken dunkler. Daher sehen die Zähne auch schon nach einer professionellen Zahnreinigung heller aus. Ein "toter" Zahn kann sich auch nach einer Wurzelbehandlung dunkel verfärben, wenn bei der Behandlung organisches Material im Inneren des Zahns verblieben ist. Dagegen hilft eine interne Aufhellung mit der sogenannten Walking-Bleach-Methode.
Wie wählt der Zahnarzt die passende Zahnfarbe aus?
Um die perfekt passende Farbe für Zahnersatz, Veneers oder zahnfarbenen Füllungen zu bestimmen, gibt es verschiedene Methoden.
Klassische visuelle Farbbestimmung
Bei der klassischen visuellen Zahnfarbbestimmung kommen Farbmusterstäbchen zum Einsatz. Die Zahnfarben sind nach dem Vorbild natürlicher Zähne auf einer Skala angeordnet; die Farbnamen enthalten immer einen Buchstaben und eine Nummer. Der Buchstabe gibt absteigend den Grundton der Farbe an, während die Zahlen 1 bis 4 absteigend die Helligkeit wiedergeben.
Farbgruppe A: rötlich-bräunlich
Farbgruppe B: rötlich-gelblich
Farbgruppe C: Grautöne
Farbgruppe D: rötlich-gräulich
Die Kombination A1 ist also die hellste Zahnfarbe, die D4 die dunkelste. Bei der Wahl der Zahnfarbe wird zuerst die Farbgruppe bestimmt und dann innerhalb dieser Gruppe die Helligkeitsstufe gewählt. Die Zahnfarbbestimmung wird vor der Präparation eines Zahns durchgeführt, da der natürliche Zahn zum Beispiel durch Trockenlegung bei der Behandlung vorübergehend heller werden kann. Die Farbauswahl sollte möglichst in einer unbunten Umgebung stattfinden. Auch farbintensive Kleidung oder grelles Make-up kann den optischen Farbeindruck stark verändern. Eine Tageslichtleuchte spendet das ideale Licht für eine erfolgreiche Bestimmung der richtigen Farbe.
Digitale Farbbestimmung
Im Gegensatz zur subjektiven Bestimmung der Zahnfarbe messen optoelektronische Farbmessgeräte die Zahnfarbe digital. Das Gerät streut definiertes Licht in das Innere des Zahns und analysiert die Reflexion, die zurückgestrahlt wird. Anhand dieser Werte kann die Bestimmung der richtigen Zahnfarbe schnell, zuverlässig und unabhängig von der Umgebung erfolgen.
Kann man seine Zahnfarbe ändern?
Die natürliche Zahnfarbe gesunder Zähne lässt sich durch ein Bleaching aufhellen. Am sichersten und schnellsten geht das beim Zahnarzt in der Praxis. Mithilfe hoch dosierter Bleichmittel, die nicht frei verkäuflich sind, und individuellen Zahnschienen werden nach einer professionellen Zahnaufhellung sehr gute Ergebnisse erzeugt. Die Bestrahlung mit UV-Licht verstärkt die Wirkung noch, die je nach Lebenswandel und Lieblingsgetränken ein paar Jahre anhalten kann. Je nach Intensität der Bleaching-Methode kann das Ergebnis auch ein blendend weißes Hollywood-Smile sein – das strahlende Lächeln sollte allerdings auch farblich immer zu seinem Träger passen. Übertrieben leuchtende, weiße Zähne sehen schnell sehr unnatürlich aus. Künstlicher Zahnersatz lässt sich nicht aufhellen, das muss bei einem Bleaching immer berücksichtigt werden.
Fazit:
Zahnfarben sind ganz individuell wie Haar- und Augenfarben. Die Bestimmung der richtigen Farbe durch den Zahnarzt oder Zahntechniker ist besonders für Zahnersatz, Veneers und Füllungen wichtig, damit sie exakt zu den übrigen Zähnen passen. Wer mit seiner natürlichen Zahnfarbe nicht zufrieden ist, kann sie in der Zahnarztpraxis um einige Nuancen aufhellen lassen.