Die linguale Zahnspange – festsitzend und unsichtbar
Unsichtbare Zahnspangen sind in der Kieferorthopädie in den letzten Jahren im Trend. Allerdings sind damit meistens die transparenten Schienen aus Kunststoff gemeint, die unauffällig die Zähne begradigen können. Wenn eine Zahnfehlstellung zu schwerwiegend ist, hilft nur noch eine festsitzende Zahnspange. Für die meisten Patienten sind jedoch die sichtbaren Drähte und Brackets einer klassischen Zahnspange, die außen an den Zähnen befestigt ist, keine akzeptable Option. Eine linguale Zahnspange vereint zwei große Vorteile: Sie sitzt fest an den Zähnen, ist aber von außen nicht zu sehen.
Was ist eine linguale Zahnspange?
Das Wort lingual stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "zungenseitig" oder "die Zunge betreffend". Damit ist die Position der festen lingualen Zahnspange gemeint: Sie liegt an den Innenseiten der Zähne, ist also zur Zunge hin gewandt. Da sie beim Lächeln oder Sprechen nicht sichtbar ist, wird sie auch Incognito Zahnspange genannt. Genau wie eine feste herkömmliche Zahnspange besitzt sie Brackets und Drähte und kann erfolgreich auch sehr komplexe Zahnbewegungen durchführen. Besonders für erwachsene Patienten mit ausgeprägten Zahnfehlstellungen erfüllt sich damit der Wunsch nach einer Zahnkorrektur ohne ästhetische Einschränkungen im beruflichen Alltag.
Welche Fehlstellungen lassen sich mit der lingualen Zahnspange behandeln?
Mit einer festen Zahnspange – ob innenliegend oder außen – lassen sich auch schwerwiegende Zahnfehlstellungen korrigieren und sogar große Backenzähne bewegen. Die Lingualtechnik kann demnach in der Kieferorthopädie bei fast allen Fehlstellungen eingesetzt werden. Die Dauer der Behandlung richtet sich nach der Ausgangssituation im Gebiss und der Komplexität der Zahnkorrektur.
Wie läuft die Behandlung ab?
Vor jeder Zahnkorrektur steht eine umfassende Untersuchung und Beratung durch den Zahnarzt oder Kieferorthopäden. Der Patient wird über den Ablauf der Behandlung, über Vorteile und Nachteile, Risiken und Kosten aufgeklärt. Nach einem 3D-Scan oder einer Gebissabformung und unterstützt durch Röntgenbilder entsteht im Zahnlabor ein Set-up-Modell, das bereits das spätere Behandlungsergebnis zeigt. Auf den Gipszähnen dieses Modells werden die innenliegenden Brackets präzise positioniert und mit einer Übertragungsschiene auf die Zähne aufgebracht. Mit einem Spezialkleber werden die Brackets an den Innenseiten der Zähne sicher angebracht und mit einem Draht verbunden. Der Kieferorthopäde stellt die Zahnspange so ein, dass ein leichter Druck auf die Zähne wirkt. Bei regelmäßigen Kontrollen (etwa alle vier bis sechs Wochen) justiert der Kieferorthopäde die Zahnspange immer wieder neu, und die Zähne bewegen sich nach und nach in die gewünschte Position. Damit sie dort auch bleiben, kommt nach der abgeschlossenen Behandlung ein Retainer zum Einsatz.
Vor- und Nachteile einer lingualen Zahnspange
Vorteile: Effektiv und ästhetisch
Erwachsene Patienten schätzen an der festen Zahnspange besonders, dass sie auch schwierige Zahnfehlstellungen korrigieren kann, dabei aber nach außen unsichtbar ist. Transparente Aligner-Schienen aus Kunststoff können viel erreichen, aber nicht alles bewirken. Die Zähne von Erwachsenen sind nicht mehr so leicht zu begradigen wie die von jungen Menschen. Wer bisher aus ästhetischen Gründen auf eine aufwendige Zahnkorrektur verzichtet hat, für den ist die Behandlung mit einer innen montierten Zahnspange eine gute Alternative. Neueste Technik ermöglicht sehr flache Brackets, die individuell auf jeden Patienten angepasst werden, und nach einer gewissen Eingewöhnungszeit einen guten Tragekomfort.
Weiße, entmineralisierte Stellen unter den Brackets kommen bei der innenliegenden Zahnspange seltener vor als bei einer klassischen Zahnspange. Der Grund dafür ist die Nähe der Zahninnenseiten zu den Speicheldrüsen: Linguale Brackets werden besser vom Speichel umspült und mineralisiert.
Nachteile: Hohe Kosten und aufwendiger zu kontrollieren
Die Lingualtechnik ist eine Privatleistung und hat ihren Preis: Insgesamt können Kosten zwischen 4.000 bis 9.000 Euro entstehen. Die individuelle Anfertigung der Zahnspange ist aufwendig, die Materialien kostspielig. Da die linguale Zahnspange bei Kontrollen durch den Kieferorthopäden schlechter zugänglich ist, müssen Patienten für Termine etwas mehr Zeit einplanen. Eine kieferorthopädische Behandlung mit einer Zahnspange wird nur bis zum 18. Lebensjahr von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, Erwachsene zahlen ihre Behandlung selbst.
Auch die besondere Position der lingualen Zahnspange kann ein Nachteil sein oder zumindest eine gewisse Eingewöhnung von etwa zwei Wochen erfordern. Da die Zahnspange direkt vor der Zunge befestigt ist, sind Reizungen oder Verletzungen möglich. Zu Beginn der Behandlung können auch leichte Sprachfehler wie Lispeln auftreten, die nach der Eingewöhnungszeit wieder verschwinden.
Fazit
Offener Biss, Kreuzbiss, Überbiss und Unterbiss: In Fachbereich der Kieferorthopädie ist die Linguale Orthodontie eine wirksame Maßnahme zur Korrektur für nahezu alle Fehlstellungen. Die linguale Zahnspange ist nach außen unsichtbar und daher besonders bei jungen Menschen und Erwachsenen beliebt, die ästhetische Einschränkungen im Alltag vermeiden wollen.