Was ist Alveolitis sicca und wie wird sie behandelt?

Der lateinische Begriff Alveolitis sicca bedeutet übersetzt "trockene Mulde" und bezeichnet eine entzündliche Komplikation nach der operativen Entfernung eines Zahns (oder mehrerer Zähne). Im Volksmund wird auch von "Lochweh" gesprochen, wenn ein paar Tage nach einer Operation Schmerzen dort entstehen, wo vorher die Zahnwurzel im Kieferknochen verankert war. Der Zahnarzt spricht in diesem Fall auch von dolor post extractionem (Schmerz nach einer Zahnentfernung). Lesen Sie hier, welche Ursachen zu einer Alveolitis sicca führen und wie sie behandelt wird.

Woher kommt der Name Alveolitis sicca?

Eine Alveole – das sogenannte Zahnfach – ist eine knöcherne Vertiefung im Kieferkammknochen, in dem die Zahnwurzel Halt findet. Jeder Zahn im Ober- oder Unterkiefer hat eine eigene Alveole. Die Alveolen zählen wie das Zahnfleisch, die Wurzelhaut und der Zahnzement zum Zahnhalteapparat, dem Parodontium. Der Zahn ist mit federnden Bindegewebsfasern im Zahnfach befestigt, den Sharpey-Fasern. Durch diese elastische Aufhängung im Knochen wird der enorme Druck beim Kauen im Kieferknochen gleichmäßig verteilt. Die Wortendung "-itis" bezeichnet in der Medizin, dass es sich um eine Entzündung handelt. 

Der Zusatz sicca stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "trocken". Die Alveolitis sicca bezeichnet also ein trockenes Zahnfach. Eine weitere Bezeichnung für dieses Krankheitsbild ist Alveoläre Ostitis (Knochenentzündung der Alveole), im englischen Sprachgebrauch heißt es "dry socket".

Was ist eine trockene Alveole?

Wenn ein Zahn gezogen werden muss, blutet es normalerweise, da bei der Operation empfindliche Gefäße durchtrennt werden. Der Körper reagiert auf die Zahnentfernung, indem sich in der Wunde  ein Blutgerinnsel als eine Art Pfropf aus geronnenem Blut (Koagulum) bildet, der das jetzt leere Zahnfach verschließt. Damit ist die Wunde geschützt vor Keimen und Bakterien. Das Zahnfach kann ungestört heilen, bis sich wieder eine vollständige Schleimhaut über der Wunde gebildet hat. 

Wird nach der Zahnentfernung kein Blutgerinnsel gebildet oder löst es sich zu früh auf, liegt der Kieferknochen in der Wunde frei. Dann können Erreger eindringen und eine Infektion auslösen. Die normale Wundheilung ist gestört, es kommt zu einer Entzündung der leeren Alveole. Zwei bis vier Tage nach dem Ziehen des Zahns kommt es zu starken, ausstrahlenden Schmerzen. Die Wundränder sind berührungsempfindlich, der Schmerz verstärkt sich beim Essen. Ist das Koagulum zerfallen und bleibt in der Wunde, kann es starke Gerüche verursachen. Eine Alveolitis sicca heilt nur selten von allein aus.

Wenden Sie sich bei starken Schmerzen nach einer Zahnextraktion unbedingt an Ihren Zahnarzt. Er kann die Ursache feststellen und die richtigen Maßnahmen ergreifen.

Welche Ursachen kann eine Alveolitis sicca haben?

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Kommt es nach der Zahnextraktion nur zu geringer Blutung, besteht die Möglichkeit, dass sich kein keimfreier Wundverschluss durch ein Koagulum bilden kann. Alkohol- und Tabakgenuss bis zu 72 Stunden nach der OP behindern die Wundheilung und führen oft zu Komplikationen. Durch zu heftiges Putzen kann der Blutpfropf mechanisch entfernt werden und eine Alveolitis auslösen. Auch ein nicht vollständig entfernter Zahn oder infiziertes Gewebe, das in der Wunde zurückgelassen wurde, kann Auslöser für eine trockene Alveole sein. Aufgrund der unterschiedlichen Knochenstruktur der Kiefer treten postoperative Komplikationen hauptsächlich an Seitenzähnen im Unterkiefer auf – oft nach der Entfernung von Weisheitszähnen.Der Kieferknochen in dieser Region ist sehr kompakt und weniger gut durchblutet.

 

Wie erfolgt die Behandlung einer Alveolitis sicca?

Da der freiliegende Knochen schmerzempfindlich ist, setzt der Zahnarzt vor der Behandlung eine örtliche Betäubung. Nekrotisches Gewebe wird entfernt und die Wunde wieder aufgefrischt. Dadurch entsteht eine neue Blutung, die die Bildung eines neuen Blutpfropfs begünstigt. Schmerzstillende und desinfizierende Medikamente werden als Tamponade in die Wunde gesetzt, also als medikamentöse Einlage. Bei einigen Patienten muss diese Einlage anfangs täglich gewechselt werden. Alternativ kann eine resorbierbare Paste in die Wunde gegeben werden. Der Zahnarzt spült die Wunde zusätzlich mit einem Desinfektionsmittel.

Die Schmerzen werden durch die erste Behandlung schon deutlich abgeschwächt. Die vollständige Heilung einer trockenen Alveole kann sich über mehrere Wochen hinziehen. Der Patient muss aktiv mitarbeiten und Vorsicht walten lassen beim Essen und beim Konsum von Genussmitteln. Die Anweisungen des Zahnarztes sollten unbedingt befolgt werden, da sonst eine erneute Entzündung der Alveole droht. 

Was können Sie tun, um den Heilungsprozess zu fördern?

Nach einer Zahnentfernung: Rauchen Sie nicht. Langjährige Raucher haben grundsätzlich eine schlechtere Durchblutung, Heilungsprozesse verzögern sich deutlich. Die Toxine aus dem Tabakrauch können in die offene Wunde im Mund eindringen und Wundheilungsstörungen und Entzündungen verursachen. Ihr Zahnarzt wird Ihnen schmerzstillende Medikamente und eine desinfizierende Spülung verschreiben. Spülen Sie den Bereich um die Wunde nicht zu heftig, um den Blutpropf nicht zu lösen. Das Zähneputzen und Reinigen der Zahnzwischenräume muss auch nach einer operativen Zahnentfernung weiterhin sorgfältig aber sehr behutsam durchgeführt werden. Im direkten Bereich der Wunde sollten Sie zunächst nur sehr vorsichtig mit der Zahnbürste hantieren, damit Sie das schützende Koagulum nicht versehentlich wegputzen. Eine konsequente Zahnpflege und regelmäßiges Spülen mit einer bakterienhemmenden Lösung ist wichtig, um die Heilung zu unterstützen. Ihr Zahnarzt wird Ihnen vor der Zahnextraktion entsprechende Verhaltensweisen zeigen und Ihnen Tipps zur Zahnreinigung nach der Operation geben.

Fazit:

Ist der Zahn einmal raus, muss das knöcherne Zahnfach in Ruhe heilen können. Dafür wird ein "Deckel" aus geronnenem Blut gebildet, der die Wunde nach dem operativen Eingriff keimfrei verschließt. Fehlt dieser Deckel oder löst er sich zu schnell auf, kann eine Alveolitis sicca zu starken Schmerzen und Entzündungen führen. Die Behandlung einer Alveolitis kann einige Wochen dauern. Nach einer Zahnextraktion ist vorsichtige und behutsame Zahnhygiene nötig. Jede Beanspruchung des leeren Zahnfachs sollte vermieden werden. Bei auftretenden oder nicht vergehenden Schmerzen, wenden Sie sich umhehend an Ihre Zahnarztpraxis.
 

Hinweis: Dieser zahnmedizinische Artikel soll das Verständnis und Wissen über allgemeine Mundgesundheitsthemen fördern. Er ist kein Ersatz für professionelle Beratung, Diagnose oder Behandlung. Lassen Sie sich bei Fragen zu einer Erkrankung oder Behandlung immer von Ihrem Zahnarzt oder einem anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleister beraten.

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